Ist Fotografie ein guter Einkommensweg? So verdienst du wirklich Geld mit Kamera

Wenn du deine Kamera liebst, fragst du dich wahrscheinlich: Kann ich damit wirklich Geld verdienen? Die Antwort ist nicht einfach ja oder nein. Es hängt davon ab, wie du vorgehst, welche Nische du wählst und wie hart du arbeitest. Viele denken, Fotografie sei ein kreativer Traumjob - und das ist sie auch. Aber sie ist kein passives Einkommen. Sie ist ein Job. Mit Auftritten, Terminen, Rechnungen, Kunden, Konkurrenz und manchmal auch mit Wochenenden, die du nicht mit der Familie verbringst.

Wie viel verdient ein Fotograf wirklich?

Es gibt keine einheitliche Zahl. Ein Fotograf in Berlin, der Hochzeiten fotografiert, kann 80.000 Euro im Jahr verdienen - oder auch nur 25.000. Es kommt auf die Region, die Spezialisierung und die Kundenbasis an. In ländlichen Gebieten ist das Einkommen oft niedriger, weil es weniger Kunden gibt und sie weniger ausgeben. In Städten wie Hamburg, München oder Frankfurt kannst du mehr verlangen - aber auch mehr Konkurrenz hast.

Ein Freelancer, der sich auf Portraitfotografie spezialisiert, verdient durchschnittlich 40 bis 70 Euro pro Stunde. Das klingt gut, bis du rechnest: Wie viele Stunden stecken wirklich in einem Shoot? Zwei Stunden Shooting? Drei Stunden Nachbearbeitung? Eine Stunde Kundenberatung? Zwei Stunden E-Mail-Verkehr? Das sind schon sechs bis acht Stunden pro Auftrag. Und das bei einem Honorar von 300 Euro. Du verdienst dann etwa 40 Euro pro Stunde - wenn du Glück hast.

Andere Fotografen, die für Magazine oder Werbeagenturen arbeiten, verdienen pro Bild 200 bis 1.000 Euro - aber nur, wenn sie regelmäßig Aufträge bekommen. Viele arbeiten monatelang ohne Einkommen, weil sie auf einen großen Auftrag warten. Es ist kein stabiles Gehalt. Es ist ein Projektgeschäft.

Welche Fotografie-Nischen zahlen am besten?

Nicht jede Art von Fotografie ist gleich lukrativ. Einige Nischen sind wie Goldgruben, andere wie Sandkästen - du gräbst und gräbst, aber es kommt kaum etwas heraus.

  • Werbefotografie: Unternehmen zahlen gut für Bilder, die Produkte verkaufen. Ein Bild für eine Kosmetikmarke kann 1.500 bis 5.000 Euro bringen. Aber du brauchst einen starken Portfolio und Kontakte zu Agenturen.
  • Hochzeitsfotografie: Die beliebteste Einkommensquelle. Ein durchschnittliches Paket kostet 1.800 bis 3.500 Euro. Viele Fotografen machen 30 bis 50 Hochzeiten pro Jahr. Das ergibt 60.000 bis 150.000 Euro Umsatz - aber nach Abzug von Steuern, Versicherung, Ausrüstung und Reisekosten bleibt oft nur 30.000 bis 60.000 Euro Netto.
  • Immobilienfotografie: Für Agenturen und Bauunternehmen. Ein Haus kostet 150 bis 400 Euro. Wenn du 20 Häuser pro Woche fotografierst, kommst du auf 12.000 Euro im Monat. Aber du brauchst ein Auto, eine gute Ausrüstung und musst früh aufstehen - oft montags bis samstags.
  • Produktfotografie für E-Commerce: Amazon, Zalando, Otto - alle brauchen saubere, gut beleuchtete Bilder. Pro Produkt zahlst du 10 bis 50 Euro. Wenn du 1.000 Produkte im Monat bearbeitest, verdienst du 10.000 bis 50.000 Euro. Aber es ist repetitiv. Kein kreativer Spaß - sondern Handarbeit.
  • Kunstfotografie: Verkauf von Prints in Galerien? Selten. Nur 1 von 100 Kunstfotografen kann davon leben. Die meisten verkaufen ein oder zwei Bilder im Jahr - für 200 bis 800 Euro. Es ist kein Einkommen, es ist ein Hobby mit Ausgaben.

Was kostet es, Fotograf zu werden?

Die Ausrüstung ist nur ein Teil der Kosten. Die echten Kosten sind unsichtbar.

Ein Anfänger investiert oft 2.000 bis 5.000 Euro in eine Kamera, Objektive, Stativ, Licht, Speicherkarten und Software. Das ist der Anfang. Aber dann kommt das: Eine Website, Domain, Hosting, SEO, Social-Media-Werbung, Versicherung (Haftpflicht, Ausrüstung), Steuerberater, Fortbildungen, Reisen zu Shootings, Fahrzeugkosten, Miete für ein Studio - das addiert sich.

Ein Fotograf in Berlin rechnet mit 15.000 bis 25.000 Euro jährlichen Fixkosten, bevor er auch nur einen Euro verdient. Und das ist bei einem Vollzeitjob. Wer nebenbei fotografiert, hat oft weniger Aufträge - aber die gleichen Fixkosten. Das macht es schwer, Gewinn zu machen.

Und dann ist da noch die Zeit. Du musst lernen, wie man Kunden berät, wie man Rechnungen schreibt, wie man mit schwierigen Kunden umgeht, wie man sich selbst vermarktet. Keine Schule lehrt das. Du musst es selbst lernen - und das kostet Zeit. Und Zeit ist Geld.

Mutter und Kind bei einem natürlichen Familienporträt im Vorgarten, Fotograf mit einfacher Kamera in Leipzig.

Wie viele Fotografen schaffen es wirklich?

Stell dir vor: 100 Leute beginnen mit Fotografie als Einkommensquelle. Ein Jahr später sind noch 60 da. Zwei Jahre später nur noch 30. Fünf Jahre später? Vielleicht 5 bis 10, die davon leben können.

Warum? Weil die meisten denken, sie müssten nur gut fotografieren. Aber gut fotografieren ist nur die Hälfte. Die andere Hälfte ist Verkauf, Marketing, Organisation, Kundenmanagement und Durchhaltevermögen. Wer das nicht will, gibt auf.

Die Erfolgreichen haben drei Dinge gemeinsam: Sie haben eine klare Nische (z. B. „Fotograf für kleine Bio-Betriebe“), sie haben ein System (z. B. immer 30 % der Einnahmen für Ausrüstung zurücklegen), und sie haben eine starke Online-Präsenz - nicht nur Instagram, sondern auch eine gut optimierte Website mit klaren Angeboten.

Kannst du Fotografie als Nebenverdienst machen?

Ja - aber nicht, wie du denkst.

Wenn du glaubst, du kannst abends mal eine Hochzeit fotografieren und 1.000 Euro verdienen, dann irrst du dich. Eine Hochzeit braucht mindestens 10 Stunden Arbeit - Vorgespräch, Shooting, Auswahl, Bearbeitung, Upload, Lieferung, Rechnung. Das ist kein Nebenjob. Das ist Vollzeitarbeit, nur ohne Sozialversicherung.

Besser ist es, dich auf kleine, wiederkehrende Aufträge zu konzentrieren: Familienportraits, Kinderfotos, kleine Firmenprofile. Jeden Monat drei bis fünf Aufträge. Jeder bringt 200 bis 400 Euro. Das sind 1.000 bis 2.000 Euro im Monat - ohne Stress, ohne große Investitionen. Und das ist realistisch.

Ein Beispiel: Eine Mutter in Leipzig fotografiert Kinder aus ihrer Nachbarschaft. Sie hat ein einfaches Paket: 120 Euro für 30 bearbeitete Bilder, Lieferung in 5 Tagen. Sie macht das einmal im Monat. 1.200 Euro im Jahr. Sie hat keine Website, nur einen Instagram-Account. Sie verdient nicht viel - aber sie verdient etwas. Und sie hat Spaß daran.

Zwei Wege eines Fotografen: einer überwältigt von Kosten, der andere erfolgreich mit zufriedenem Kunden und klarem System.

Was du wirklich brauchst - nicht die teuerste Kamera

Die teuerste Kamera macht dich nicht zum erfolgreichen Fotografen. Die beste Ausrüstung ist die, die du kennst, die du beherrschst und die du regelmäßig benutzt.

Was du brauchst:

  • Eine Kamera, die gut genug für professionelle Ergebnisse ist (z. B. Sony A7 IV, Canon R6 II, Nikon Z6 II)
  • Zwei Objektive: Ein Weitwinkel (24-70 mm) und ein Porträtobjektiv (85 mm f/1.8)
  • Eine stabile Lichtquelle (z. B. Godox AD200)
  • Eine Website mit klaren Preisen und einem Kontaktformular
  • Eine Rechnungssoftware (z. B. Lexoffice oder Sevdesk)
  • Eine Haftpflichtversicherung für Fotografen
  • Und vor allem: Ein Plan.

Ohne Plan wirst du dich verlieren. Du wirst zufällige Aufträge annehmen, zu wenig verlangen und am Ende müde und arm sein.

Wie fängst du an - Schritt für Schritt

  1. Wähle eine Nische aus, die du liebst und die Kunden hat (z. B. Haustierfotografie, kleine Unternehmen, Familienportraits).
  2. Erstelle drei Beispielfotos - nicht perfekt, aber professionell.
  3. Erstelle eine einfache Website mit einem klaren Angebot: „Ich fotografiere Familien in [Deine Stadt] - ab 150 Euro.“
  4. Verbreite deine Fotos in lokalen Facebook-Gruppen, bei Elternvereinen, bei kleinen Geschäften.
  5. Biete deinen ersten Auftrag kostenlos oder zu einem reduzierten Preis an - aber nur, wenn du ein schriftliches Einverständnis zur Nutzung der Bilder bekommst.
  6. Sammle Testimonials. Frag Kunden nach einer kurzen Aussage.
  7. Erhöhe deine Preise langsam - nach jedem fünften Auftrag.
  8. Verwende eine Rechnungssoftware und lege 30 % deiner Einnahmen für Steuern und Ausrüstung zurück.

Du musst nicht perfekt sein. Du musst konsistent sein. Und du musst lernen, wie man verkaufst - nicht nur fotografiert.

Wann solltest du aufhören?

Wenn du nach zwei Jahren immer noch weniger als 1.000 Euro im Monat verdienst - und du hast keine Lust mehr, dich zu vermarkten, Rechnungen zu schreiben oder Kunden zu beruhigen - dann höre auf.

Fotografie ist kein schlechter Weg, um Geld zu verdienen. Aber sie ist kein leichter Weg. Und sie ist kein Ersatz für einen sicheren Job, wenn du keine Lust hast, ein Unternehmer zu sein.

Wenn du lieber fotografierst, weil es dir Spaß macht - dann bleib dabei. Aber mach es als Hobby. Und nimm dir einen anderen Job, der dir Sicherheit gibt. Denn Fotografie ist wunderschön. Aber sie ist kein sicherer Lebensunterhalt - es sei denn, du bist bereit, sie wie ein Geschäft zu führen.

Kann man mit Fotografie wirklich Vollzeit leben?

Ja, aber nur, wenn du dich auf eine Nische spezialisierst, systematisch arbeitest und dich als Unternehmer siehst - nicht nur als Künstler. Die meisten, die davon leben, haben mindestens drei Einkommensquellen: z. B. Hochzeiten, Werbeaufträge und Online-Kurse. Sie haben auch ein klares System für Marketing, Buchhaltung und Kundenmanagement.

Wie viel Zeit braucht man pro Auftrag?

Ein typischer Portrait- oder Familien-Shoot braucht etwa 5 bis 8 Stunden: 1 Stunde Vorbereitung, 1-2 Stunden Shooting, 2-4 Stunden Nachbearbeitung, 1 Stunde Kundenkommunikation und Rechnungsstellung. Bei Hochzeiten sind es 12 bis 20 Stunden pro Event. Die meisten Fotografen unterschätzen die Zeit, die hinter den Bildern steckt.

Ist eine teure Kamera nötig, um Geld zu verdienen?

Nein. Viele erfolgreiche Fotografen arbeiten mit Kameras, die unter 1.000 Euro kosten. Entscheidend ist nicht die Kamera, sondern die Beleuchtung, die Komposition und die Fähigkeit, Kunden zu beruhigen und Bilder zu liefern, die sie lieben. Ein iPhone mit guter Nachbearbeitung kann genauso gut verkaufen wie eine teure Spiegelreflexkamera - wenn du weißt, wie du es nutzt.

Welche Software braucht man für die Nachbearbeitung?

Adobe Lightroom ist der Standard - aber auch Capture One oder Affinity Photo sind gute Alternativen. Für Anfänger reicht auch Luminar Neo oder sogar die kostenlose Software Darktable. Wichtig ist nicht die Software, sondern die Konsistenz. Du solltest deine Bilder so bearbeiten, dass sie einheitlich aussehen - das macht dich professionell.

Wie vermarktest du dich als Fotograf ohne Budget?

Nutze lokale Gruppen auf Facebook, Instagram-Reels mit „Vorher-Nachher“-Bildern, und biete kostenlose Fotos für kleine lokale Geschäfte an - im Austausch für einen Hinweis auf deine Seite. Viele Kunden finden Fotografen über Empfehlungen. Wenn du drei zufriedene Kunden hast, die dich weiterempfehlen, wirst du mehr Aufträge bekommen als mit teuren Werbeanzeigen.

Was ist mit Urheberrechten? Darf ich Bilder von Kunden verkaufen?

Du besitzt das Urheberrecht an den Bildern - aber die Kunden haben das Recht, sie für private Zwecke zu nutzen. Wenn du die Bilder für Werbung oder Verkauf nutzen willst (z. B. auf deiner Website), musst du eine schriftliche Einwilligung einholen. Viele Fotografen schließen einen einfachen Vertrag ab, in dem steht: „Kunde erhält digitale Dateien für private Nutzung. Fotograf behält das Urheberrecht und das Recht, die Bilder im Portfolio zu zeigen.“

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