Immer wieder taucht die Frage auf: Nikon ist am Ende? Die Gerüchte schwappen seit Jahren durch Foren, YouTube-Kommentare und Fotografen-Gruppen. Einige sagen, Nikon hätte den Anschluss verloren. Andere behaupten, die Firma sei schon längst vom Markt verschwunden. Aber stimmt das wirklich? Oder ist es nur eine Welle der Angst, die von den ständigen Vergleichen mit Canon und den schnellen Veränderungen in der Fotografie-Industrie ausgelöst wird?
Was ist wirklich passiert?
Nikon hat nicht aufgehört. Es gibt keine offizielle Ankündigung, keine Schließung von Werkstätten, keine Entlassungswellen, die das Ende des Unternehmens bedeuten würden. Im Gegenteil: Nikon hat 2024 noch neue Kameras vorgestellt - die Z9 Mark II und die Z8 mit verbessertem Autofokus, besseren Video-Funktionen und einer noch stabileren Bauweise. Die Firma investiert weiter in ihre Z-Serie, die mittlerweile die wichtigste Produktlinie ist.
Was sich verändert hat, ist die Strategie. Nikon hat sich aus dem Einsteiger-Markt zurückgezogen. Die D3500, D5600 und andere DSLRs wurden nicht mehr aktualisiert. Das bedeutet nicht, dass Nikon stirbt - es bedeutet, dass Nikon sich auf Hochleistungs-Kameras für Profis und anspruchsvolle Amateure konzentriert. Der Markt für DSLRs ist fast komplett von Mirrorless-Kameras verdrängt worden. Canon hat diesen Wandel früher und aggressiver vollzogen. Nikon hat etwas gezögert - und das wurde als Schwäche interpretiert.
Canon vs Nikon: Wer liegt vorne?
Wenn man die Verkaufszahlen und die Marktanteile ansieht, liegt Canon klar vorne. Im Jahr 2024 hatte Canon etwa 47 % des globalen Spiegelreflex- und Mirrorless-Marktes, Nikon kam auf 23 %. Das ist ein deutlicher Abstand. Aber Zahlen sagen nicht alles.
Nikon hat immer noch eine der besten Bildqualitäten. Die Sensor-Technik der Z-Serie, besonders in der Z9, ist in der Lage, bei extremen Lichtverhältnissen mehr Details zu halten als die meisten Konkurrenten. Die Farbwiedergabe ist natürlicher, die Dynamikbreite höher. Viele Landschaftsfotografen und Studiofotografen bevorzugen Nikon aus diesem Grund.
Canon hingegen hat den Autofokus revolutioniert. Mit seinem Dual Pixel CMOS AF und der künstlichen Intelligenz, die Gesichter, Tiere und sogar Fahrzeuge erkennt, hat Canon eine klare technologische Führung. Wer Sport, Tierfotografie oder Hochzeiten macht, kommt an Canon kaum vorbei.
Beide Marken haben ihre Stärken. Nikon ist der Technik-Perfektionist, Canon der Benutzerfreundlichkeits-Champion. Wer glaubt, Nikon sei tot, weil es nicht bei jedem neuen Feature mitläuft, versteht die Strategie nicht.
Warum die Gerüchte so hartnäckig sind
Die Gerüchte über einen Nikon-Ausstieg haben mehrere Quellen. Erstens: Die Werbung. Canon wirbt massiv - in Zeitschriften, auf Social Media, in Filmen. Nikon macht kaum Werbung. Das führt dazu, dass viele glauben, Nikon sei nicht mehr da. Zweitens: Die Händler. Viele Fotogeschäfte haben ihre Nikon-Regale verkleinert oder ganz abgebaut, weil die Nachfrage nach DSLRs gesunken ist. Das sieht aus wie ein Rückzug - ist aber oft nur eine Reaktion auf den Markt.
Drittens: Die Community. In Online-Foren wird oft emotional diskutiert. Wer eine Canon hat, verteidigt sie. Wer eine Nikon hat, fühlt sich manchmal wie ein Außenseiter. Diese Dynamik verstärkt das Gefühl, Nikon sei auf dem Abstieg. Dabei gibt es mehr Nikon-Nutzer denn je - nur sie sind weniger laut.
Ein weiterer Punkt: Nikon hat 2023 seine Kamera-Produktion in Japan konzentriert. Die Fertigung in Thailand wurde reduziert. Das wurde als Zeichen des Rückzugs interpretiert. Tatsächlich war es eine Qualitätsentscheidung. Nikon will die Kontrolle über die Produktion behalten - besonders bei den High-End-Modellen. Das kostet mehr, aber es sichert die Leistung.
Was Nikon jetzt tut - und warum es funktioniert
Nikon hat sich nicht auf den Verkauf von Kameras verlassen. Die Firma hat sich in drei Bereichen neu aufgestellt:
- Objektive: Die Z-Mount-Objektive sind jetzt die besten der Branche - besonders die S-Line-Modelle. Die Optik ist scharf, die Verarbeitung erstklassig. Viele Fotografen kaufen Nikon-Objektive, auch wenn sie eine Canon-Kamera benutzen.
- Industrielösungen: Nikon produziert nicht nur Kameras. Die Firma baut Messgeräte für die Halbleiter-Industrie, Mikroskope für Forschungslabore und Laser-Systeme für die Medizin. Diese Sparte macht 60 % des Umsatzes aus. Das gibt Nikon finanzielle Stabilität.
- Software: Nikon Capture NX-D und ViewNX 2 sind zwar nicht so bekannt wie Lightroom, aber sie bieten eine einzigartige Verarbeitung von RAW-Dateien. Besonders bei Nikon-Sensoren liefern sie bessere Ergebnisse als Drittanbieter-Software.
Diese drei Säulen halten Nikon am Leben. Wenn die Kamera-Sparte mal ein paar Quartale schwächelt, springen die anderen ein. Canon hingegen ist fast vollständig auf Kameras und Objektive angewiesen. Das macht Canon anfälliger für Marktschwankungen.
Was bedeutet das für Fotografen?
Wenn du gerade eine neue Kamera suchst: Nikon ist keine schlechte Wahl. Die Z8 und Z9 sind leistungsstarke Werkzeuge - und sie sind deutlich günstiger als die entsprechenden Canon-Modelle. Die Z6 III ist eine der besten Allround-Kameras für Fotografen, die Wert auf Bildqualität legen.
Wenn du schon eine Nikon-Kamera hast: Kein Grund zur Panik. Die Objektive funktionieren weiterhin perfekt. Die Firmware-Updates kommen regelmäßig. Nikon unterstützt seine Geräte mindestens sieben Jahre lang - oft länger. Du kannst deine Ausrüstung noch viele Jahre nutzen.
Wenn du dich für eine Marke entscheiden willst: Frag dich nicht, wer „besser“ ist. Frag dich, was du fotografierst. Willst du scharfe Details bei schwachem Licht? Dann Nikon. Willst du einen Autofokus, der fast immer trifft? Dann Canon. Beide Marken sind noch da. Beide liefern Spitzenleistung. Es geht nicht um Überleben - es geht um die richtige Wahl für dich.
Was kommt als Nächstes?
Nikon arbeitet an einer neuen Generation von Sensoren. Berichte aus Japan deuten darauf hin, dass 2026 ein Modell mit einem 50-MP-Backside-Illuminated-Sensor kommen könnte - mit noch geringerem Rauschen und schnellerem Lesevorgang. Außerdem wird an einer Kamera mit integrierter KI-Bildbearbeitung geforscht, die RAW-Dateien in Echtzeit optimiert - ohne externe Software.
Nikon wird nicht mehr die meisten Kameras verkaufen. Aber es wird weiterhin die besten für bestimmte Anforderungen bauen. Die Firma hat gelernt, nicht mitzumachen, wenn es nicht sinnvoll ist. Sie baut jetzt Kameras, die nur sie bauen können.
Das ist kein Untergang. Das ist eine kluge Anpassung.
Ist Nikon wirklich pleite?
Nein, Nikon ist nicht pleite. Das Unternehmen hat 2024 einen Umsatz von über 1,2 Milliarden Euro erzielt, hauptsächlich durch die Industriesparte. Die Kamera-Abteilung ist zwar kleiner geworden, aber profitabel. Nikon hat keine Schuldenprobleme und investiert weiter in neue Technologien.
Warum gibt Nikon DSLRs nicht mehr heraus?
Weil der Markt dafür verschwunden ist. Seit 2020 verkaufen sich fast keine DSLRs mehr - nur noch 5 % aller neuen Kameras sind Spiegelreflexmodelle. Nikon hat beschlossen, Ressourcen nicht mehr in eine sterbende Technologie zu stecken. Stattdessen fokussiert sich die Firma auf die Z-Serie mit Spiegellos-Technik, die schneller, leiser und leistungsfähiger ist.
Sollte ich jetzt eine Nikon-Kamera kaufen?
Ja, wenn du Wert auf Bildqualität, Robustheit und langlebige Objektive legst. Die Z6 III und Z8 sind aktuelle, leistungsstarke Kameras, die noch viele Jahre unterstützt werden. Nikon hat ein großes Angebot an Z-Mount-Objektiven, und die Firmware-Updates kommen regelmäßig. Du bist mit Nikon gut beraten - besonders wenn du nicht nur schnellen Autofokus brauchst, sondern echte Bildqualität.
Kann ich Nikon-Objektive an Canon-Kameras benutzen?
Ja, mit einem Adapter. Es gibt Adapter von Metabones, Viltrox und anderen Herstellern, die Nikon F-Mount-Objektive an Canon EF- oder RF-Kameras anschließen. Der Autofokus funktioniert dann nur eingeschränkt oder gar nicht - aber die Bildqualität bleibt erhalten. Viele Fotografen nutzen das, um teure Nikon-Objektive weiterzunutzen.
Wird Nikon jemals wieder DSLRs bauen?
Sehr unwahrscheinlich. Die Technologie ist veraltet, die Produktion teuer und die Nachfrage minimal. Nikon hat sich klar für die Spiegellos-Technik entschieden. Selbst wenn es eine Nachfrage gäbe, wäre es wirtschaftlich sinnlos, die alten Fertigungsanlagen wieder hochzufahren. Die Zukunft liegt bei den Z-Mount-Modellen.
Die Frage „Ist Nikon am Ende?“ ist wie die Frage, ob ein alter Bergsteiger aufgehört hat, weil er nicht mehr als Erster den Gipfel erreicht. Er hat sich nur anders bewegt - und manchmal ist das genau das, was zählt.