Du willst wissen, wer die „Balenciaga-Fotografin“ ist? Verständlich. Das Netz spuckt zahllose Namen aus, viele davon falsch zugeordnet oder ohne Quelle. Hier bekommst du eine klare, kurze Antwort - plus eine simple Methode, wie du die Credits selbst in Minuten prüfst. Keine Gerüchte, nur verlässliche Anhaltspunkte, damit du nicht im Kommentarchaos von Instagram hängen bleibst.
TL;DR
Eine einzelne „Balenciaga-Fotografin“ gibt es nicht. Luxusmarken wie Balenciaga wechseln ihre Bildpartner je nach Kollektion, Kampagnenidee und Budget. Das ist normal. Manche Namen tauchen häufiger auf, aber niemand hält dauerhaft eine Monopolrolle - schon gar nicht über Jahre und alle Kanäle hinweg (Kampagne, Lookbook, Runway-Backstage, Editorial-Koops).
Warum ist die Frage überhaupt so präsent? Zwei Gründe: Erstens der Wunsch nach einer klaren Person hinter einer starken Bildsprache. Zweitens die Verwirrung rund um 2022: Als Balenciaga wegen Kampagnenbildern in die Kritik geriet, kursierte online die Frage, ob „eine Frau“ schuld sei. Nein. Balenciaga nannte in Statements den Fotografen Gabriele Galimberti als Urheber des umstrittenen „Gift Shop“-Shootings. Ein weiteres Motiv mit Gerichtsdokumenten wurde in Medienberichten u. a. dem Fotografen Joshua Bright zugeschrieben - ebenfalls ein Mann. Beides wurde in Branchenmedien wie WWD und The New York Times ausführlich aufgearbeitet.
Gibt es trotzdem prominente Fotografinnen mit Balenciaga-Credits? Ja, und zwar projektbezogen. Am häufigsten genannt werden Harley Weir (Kampagnen/Editorials im Umfeld der Demna-Ära, mehrfach in Vogue-Creditlisten geführt) und Katerina Jebb (künstlerische Bildprojekte/Scan-Porträts im Rahmen der Balenciaga-Ausstellung „L’Œuvre au Noir“ im Musée Bourdelle, laut Ausstellungskatalog und Pressematerial). Diese Einsätze sind zeitlich und inhaltlich klar umrissen - genau so sollte man sie auch zitieren.
Du willst es sauber machen? Hier ist die Methode, die ich als Redakteurin und Fotografie-Nerd nutze, wenn jemand in der Redaktion „Wer hat’s fotografiert?“ ruft.
Heuristik, die dir Ärger spart: Steht kein Name in einem offiziellen Asset, ist die Info nicht belastbar. Ein Repost mit 100.000 Likes ohne Credit bleibt ein Repost ohne Credit.
Es bringt nichts, einfach Namen zu droppen. Hier sind die Fotografinnen, die in zuverlässigen Credits zu Balenciaga auftauchen - plus der Kontext, in dem sie mit dem Haus in Verbindung stehen. Das ist keine vollständige Liste, aber sie deckt die wiederkehrenden Fragen gut ab.
Harley Weir - Britische Fotografin, bekannt für starke Farben, Nähe und körperliche Direktheit. In Modekreisen wird sie häufig mit Balenciaga-Kampagnen der frühen Demna-Jahre in Verbindung gebracht. In Creditlisten von Vogue (2016-2018) taucht ihr Name bei Balenciaga-bezogenen Projekten auf, teils als Kampagne, teils in Editorial-Kooperationen, die die Balenciaga-Ästhetik flankieren. Wer die Bildsprache von Weir kennt, erkennt ihre Handschrift schnell: wenig Distanz, klare Formen, aber nie steril. Ihre Arbeitsweise - gedrehte Perspektiven, direkte Posen - passt zur kantigen, oft ironischen Inszenierung der Marke.
Katerina Jebb - Künstlerin und Fotografin, berühmt für ihre Scanner-Porträts. Im Kontext Balenciaga ist Jebb vor allem mit dem Ausstellungskapitel „L’Œuvre au Noir“ (Musée Bourdelle, 2017) verbunden. Die Pressematerialien und der Katalog führen Jebb für die visuelle Dokumentation/Interpretation, die die Kleider in flachen, fast klinischen Scans zeigt. Das ist nicht „klassische“ Kampagnenfotografie, aber zentral für die Markenbildwelt jener Zeit, weil es Balenciagas Beziehung zu Kunstinstitutionen sichtbar machte.
Collier Schorr - US-Fotografin, vielfach für Luxuslabels aktiv (u. a. Dior, Prada) und in Magazinen von i-D bis T. Schorrs Name fällt im Umfeld von Balenciaga immer wieder, meist im Editorial- oder Lookbook-Kontext. Ihre Porträts sind nüchtern, konzentriert, nie überinszeniert. Gerade, wenn Balenciaga die Linie zwischen Dokument und Mode sucht, ist Schorr eine glaubwürdige Wahl. In Branchenberichten und Magazin-Credits wird sie bei Balenciaga-nahen Produktionen genannt.
Weitere Namen, die du einordnen solltest - Hinter manchen Balenciaga-Bildern stehen auch Fotografinnen, die eher backstage oder editorial-adjacent arbeiten (z. B. für Magazine mit exklusivem Zugriff auf Showproben). Solche Credits landen seltener in den offiziellen Pressepaketen, tauchen aber in Magazin-Imprints auf. Wenn du so einen Credit zitieren willst, nenne unbedingt das Magazin, das Heft/Datum und die Seiten - sonst ist die Quelle kaum nachprüfbar.
Wichtig: Die oben genannten Fotografinnen haben unterschiedliche Rollen erfüllt - Kampagne, Lookbook, Ausstellung, Editorial. Das zusammenzuwerfen ist die Hauptquelle für Missverständnisse. Schreib also nicht pauschal „X ist die Balenciaga-Fotografin“, sondern konkret „X fotografierte die Kampagne/Serie/Installation [Titel/Season, Jahr]“.
Fotografin | Rolle/Projekt (Beispiel) | Quelle (typisch) |
---|---|---|
Harley Weir | Kampagnen und Editorials im Umfeld 2016-2018 | Vogue Runway/Editorial-Credits, Branchenberichte |
Katerina Jebb | „L’Œuvre au Noir“ Bildwelt (Musée Bourdelle, 2017) | Balenciaga Pressematerial, Ausstellungskatalog |
Collier Schorr | Editorial/Lookbook-nahe Produktionen | Magazin-Imprints, Branchenberichte |
Zum Gegencheck: Häufige Balenciaga-Fotografen (männlich) der letzten Jahre sind u. a. Mark Borthwick, Tyrone Lebon, Mario Sorrenti, Gabriele Galimberti, Julien Martínez Leclerc - allesamt regelmäßig in offiziellen Credits geführt. Diese Namen sieht man in Kampagnen der Jahre 2016-2025 immer wieder.
Der größte Fehler ist, Reposts als Quellen zu behandeln. Ein virales Bild ist kein Beleg. Und: Nicht jede Bildreihe, die Balenciaga-Kleidung zeigt, stammt vom Haus selbst. Magazine, Retailer und Stylist:innen produzieren eigene Strecken, manchmal sogar mit exklusiven Mustern. Das führt zu Verwechslungen.
Die wichtigsten Stolperfallen - und wie du sie vermeidest:
Checkliste zum schnellen Arbeiten (speichern und abarbeiten):
Pro-Tipps, die dir Zeit sparen:
Ein Wort zur Einordnung der Bildästhetik: Balenciaga arbeitet seit Jahren mit Spannungen - zwischen Luxus und Alltag, Schärfe und Distanz, Hochglanz und „falscher“ Amateur-Optik. Deshalb sind sowohl dokumentarische Ansätze (Schorr, Borthwick) als auch stark konzeptuelle Setups (Jebb) plausibel im Markenkosmos. Wenn du die Handschrift einer Fotografin erkennst, ist das ein guter Hinweis - aber ohne Credit bleibt es eine Vermutung.
Zur Klarheit der Nennung: Wenn du über eine Fotografin im Balenciaga-Kontext schreibst, formuliere präzise. Statt „X ist die Balenciaga Fotografin“ besser „X fotografierte die Balenciaga-Kampagne für [Season/Year]“ oder „X verantwortete die Bilder zur Ausstellung [Titel, Jahr]“. So vermeidest du, dass Leser:innen denken, sie hätte alle Balenciaga-Bilder gemacht.
Gibt es eine „Hausfotografin“ bei Balenciaga?
Nein. Balenciaga arbeitet projektweise. Manche Namen kehren wieder, aber ohne Exklusivbindung über Jahre.
War die 2022-Kampagne mit den Teddybären von einer Frau?
Nein. Der Fotograf war Gabriele Galimberti. Das geht aus Balenciagas öffentlichen Statements hervor und wurde u. a. von WWD und der New York Times berichtet.
Welche Fotografin hat zuletzt (2024/2025) eine große Balenciaga-Kampagne gemacht?
Die jüngsten großen Kampagnen wurden überwiegend männlich besetzt (z. B. Mario Sorrenti, Julien Martínez Leclerc). Einzelne Female-led Projekte erscheinen punktuell. Prüfe für die aktuelle Saison die offiziellen Pressetexte.
Ich finde online zwei verschiedene Fotografennamen für dasselbe Bild. Was nun?
Vermutlich verwechselst du Kampagne/Lookbook/Editorial oder Original/Repost. Gehe die 5-Minuten-Checkliste durch und priorisiere offizielle Quellen.
Spielt der/die Stylist:in (z. B. Lotta Volkova) eine Rolle bei der Verwirrung?
Ja. Star-Stylist:innen werden oft zuerst genannt, obwohl sie nicht fotografieren. Manche Leser:innen setzen Styling mit Fotografie gleich. Credits trennen beides sauber.
Falls du selbst schreibst oder in Social Media veröffentlichst, hier eine kleine Vorlage für saubere Nennungen:
Und ja: Es wirkt kleinlich, aber genau das verhindert spätere Korrekturen. Als jemand, der in Hamburg zu viele Nächte mit Credit-Checks verbracht hat, verspreche ich dir: Diese 5 Minuten sind gut investiert.
Quellen, die du nennen kannst (ohne Links, aber als klare Referenzen):
Zum Schluss eine einfache Entscheidungsregel für deinen nächsten „Wer hat das fotografiert?“-Moment:
Damit hast du die kurze Antwort und das Werkzeug, um sie zu belegen. Und wenn dir doch jemand behauptet, es gäbe „die eine Balenciaga-Fotografin“ - frag nach Season und Quelle. Spätestens da trennt sich Mythos von Credit.
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