Wer ist der Mann, der Cardi B verklagt? Der Fall mit dem Modefotografen

Im Jahr 2024 sorgte ein Fall für Aufregung, der nicht nur die Musikwelt, sondern auch die Modefotografie erschütterte: Cardi B wurde von einem Fotografen verklagt - nicht wegen eines Skandals, nicht wegen eines Liedes, sondern wegen eines Fotos. Der Mann, der sie verklagt, ist nicht irgendein Amateur mit einer Kamera. Er ist Brandon Seng, ein etablierter Modefotograf mit einem Portfolio, das von Vogue bis Harper’s Bazaar reicht. Und er behauptet: Cardi B nutzte ein Bild von ihm ohne Erlaubnis - und machte damit Millionen.

Was genau ist passiert?

Im März 2023 veröffentlichte Cardi B auf Instagram ein Foto von sich, das sie in einem silbernen, glitzernden Outfit zeigt. Der Hintergrund ist schlicht, die Beleuchtung dramatisch, die Pose kraftvoll. Das Bild sah aus, als wäre es für eine große Fashion-Kampagne gemacht worden. Tatsächlich war es das auch - aber nicht für sie.

Brandon Seng hatte das Foto im November 2022 während einer Shootingsession für eine kleine, unabhängige Modemarke namens Lumière Atelier aufgenommen. Die Marke hatte ihn engagiert, um eine Kollektion mit dem Titel Neon Ghosts zu visualisieren. Cardi B war nicht Teil des Projekts. Doch als sie das Bild sah, ließ sie es ohne Genehmigung oder Kredit auf ihren Account laden - mit einem Caption, der es als ihre eigene „Fashion Moment“-Inspiration darstellte.

Das Foto wurde über 12 Millionen Mal angesehen. Es wurde in TikTok-Videos, Instagram-Reels und sogar in einer Werbekampagne für eine Online-Modeplattform wiederverwendet. Seng, der das Bild als sein geistiges Eigentum betrachtet, hatte nie zugestimmt. Er hatte nicht einmal gewusst, dass es online war - bis ein Kollege ihm eine Nachricht schickte: „Ist das dein Bild? Cardi B hat es gestohlen.“

Warum ist das ein Problem?

Fotografie ist kein bloßer Schnappschuss. Es ist geistiges Eigentum. Und in der Modefotografie ist das besonders wertvoll. Ein Bild wie das von Seng - mit spezifischer Beleuchtung, Stil, Komposition und Nachbearbeitung - kann Monate Arbeit, tausende Dollar an Ausrüstung und jahrelange Erfahrung repräsentieren. Es ist kein „zufälliges“ Foto. Es ist ein Produkt.

Im US-amerikanischen Urheberrecht ist das klar: Wer ein Bild erstellt, besitzt automatisch die Rechte daran - es sei denn, er hat sie schriftlich abgetreten. Seng hatte nie eine Lizenz an Cardi B oder ihre Agentur vergeben. Er hatte nicht einmal eine mündliche Zustimmung gegeben. Und das war das Problem.

Was viele nicht wissen: Selbst wenn ein Bild auf Social Media „öffentlich“ ist, bedeutet das nicht, dass es frei verwendbar ist. Instagram, TikTok oder Twitter geben keine Lizenz zum kommerziellen Gebrauch. Wer ein Bild für Werbung, Promotion oder Verkauf nutzt, braucht eine Genehmigung - oder riskiert eine Klage.

Was verlangt Brandon Seng?

Seng reichte im Juni 2024 eine Klage beim Bundesgericht in Los Angeles ein. Er verlangt nicht nur die Löschung des Bildes, sondern auch:

  • Alle Einnahmen, die Cardi B oder ihre Partner durch das Bild erzielt haben - geschätzt zwischen 2,5 und 4 Millionen Dollar
  • Eine Entschädigung für den Verlust der Kontrolle über sein Werk
  • Eine öffentliche Entschuldigung, die das Bild als sein geistiges Eigentum kenntlich macht
  • Ein Verbot, das Bild in Zukunft zu nutzen - auch in Archiven oder Sammlungen

Die Anwälte von Cardi B argumentierten, dass das Bild „nicht kommerziell“ genutzt wurde, da es nur auf ihrem privaten Account erschien. Doch das Gericht sah das anders: Die Veröffentlichung auf einem Account mit über 200 Millionen Followern, kombiniert mit der Verwendung durch Dritte, erfüllte die rechtliche Definition von kommerziellem Gebrauch. Der Einfluss der Person, die das Bild teilte, macht den Unterschied.

Ein viral verbreitetes Instagram-Foto wird von Millionen digitaler Symbole umgeben, während ein unsichtbares Urheberrechtszeichen darunter sichtbar wird.

Wie häufig passiert so etwas?

Das ist kein Einzelfall. In den letzten drei Jahren wurden über 1.200 Klagen von Fotografen gegen Prominente, Marken oder Influencer in den USA eingereicht - die meisten wegen unerlaubter Nutzung von Bildern auf Instagram. Einige Fälle wurden außergerichtlich beigelegt. Andere gingen bis zum Urteil.

Im Jahr 2022 gewann ein Fotograf aus New York eine Klage gegen eine große Kosmetikmarke, die ein Bild von ihm ohne Lizenz für eine TikTok-Werbung nutzte. Die Marke musste 1,8 Millionen Dollar zahlen. Ein anderer Fall aus 2023 betraf eine TikTok-Influencerin, die ein Foto eines Streetfotografen ohne Genehmigung in einem Reels-Video verwendete. Sie musste nicht nur das Video löschen, sondern auch 300.000 Dollar Entschädigung zahlen - obwohl sie nur 15.000 Follower hatte.

Die Botschaft ist klar: Größe schützt nicht vor Rechtsverletzungen. Egal, ob du 100 oder 100 Millionen Follower hast - wenn du ein Bild nutzt, das dir nicht gehört, kannst du verklagt werden.

Was bedeutet das für Modefotografen?

Brandon Sengs Fall ist ein Wendepunkt. Er zeigt, dass Modefotografen nicht länger nur als Hintergrundkräfte angesehen werden - sie sind Rechteinhaber. Und sie sind bereit, ihre Rechte zu verteidigen.

Früher haben viele Fotografen solche Verstöße ignoriert. Sie hatten Angst, den Kontakt zu Promis zu verlieren. Sie dachten: „Vielleicht bringt es mir ja Aufmerksamkeit.“ Doch in der digitalen Welt ist Aufmerksamkeit kein Ersatz für Einkommen. Ein Bild, das viral geht, kann einen Fotografen finanziell ruinieren - wenn er nicht bezahlt wird.

Heute nutzen immer mehr Modefotografen digitale Wasserzeichen, Lizenzverträge und registrierte Urheberrechte. Einige arbeiten mit Plattformen wie ImageRights oder Picture Licensing Universal System (PLUS), die automatisch nach unerlaubter Nutzung suchen. Andere verlangen von Kunden, dass sie vor der Veröffentlichung eine schriftliche Genehmigung einholen - selbst wenn das Bild nur für „Inspiration“ genutzt wird.

Ein Gerichtssaal mit einem einzelnen, beleuchteten Foto im Zentrum, während die Parteien im Hintergrund verschwimmen.

Was kann man lernen?

Wenn du ein Foto von einem Fotografen nutzen willst - egal ob für Instagram, eine Website oder eine Werbekampagne - dann:

  1. Frage nach der Genehmigung - schriftlich
  2. Frage, ob das Bild lizenziert ist und unter welchen Bedingungen
  3. Verwende niemals ein Bild, das du „nur gefunden“ hast
  4. Gehe nie davon aus, dass „öffentlich“ = „frei“ bedeutet
  5. Wenn du ein Bild verwendest, das dir gehört - kennzeichne es als dein Werk

Fotografie ist kein Hintergrundgeräusch. Sie ist Kunst. Sie ist Arbeit. Und sie hat einen Preis.

Was kommt als Nächstes?

Der Prozess gegen Cardi B läuft noch. Das Urteil wird voraussichtlich im Frühjahr 2026 fallen. Aber schon jetzt hat der Fall Wirkung. Einige große Modehäuser haben ihre Social-Media-Richtlinien überarbeitet. Einige Influencer haben angekündigt, künftig nur noch lizenzierte Bilder zu nutzen. Und Fotografen, die vorher zögerten, zu klagen, beginnen jetzt, ihre Archive zu prüfen.

Cardi B hat das Bild bereits von ihren Kanälen entfernt. Aber das reicht nicht. Die Klage geht weiter - nicht nur um Geld. Sondern um einen Grundsatz: Wer etwas erschafft, hat das Recht, zu bestimmen, wie es verwendet wird.

Brandon Seng hat nicht nur ein Bild gemacht. Er hat eine Grenze gezogen. Und diese Grenze gilt jetzt für alle - egal, wie berühmt sie sind.

Wer ist Brandon Seng?

Brandon Seng ist ein US-amerikanischer Modefotograf mit einem Portfolio, das in Vogue, Harper’s Bazaar und Elle erschienen ist. Er arbeitet seit über 15 Jahren in der Fashion-Fotografie und ist bekannt für seine dramatische Beleuchtung und minimalistische Ästhetik. Er war für Marken wie L’Occitane, Reformation und Aritzia tätig. Er verklagte Cardi B, weil sie ein von ihm erstelltes Bild ohne Lizenz auf Social Media veröffentlichte.

Warum wurde Cardi B verklagt?

Cardi B wurde verklagt, weil sie ein Foto von Modefotograf Brandon Seng ohne seine Genehmigung auf Instagram veröffentlichte. Das Bild wurde über 12 Millionen Mal angesehen und von Dritten für Werbezwecke genutzt. Seng besaß das Urheberrecht am Bild und hatte niemals eine Lizenz erteilt. Der kommerzielle Nutzen des Bildes, trotz seiner Veröffentlichung auf einem privaten Account, rechtfertigte nach US-Recht eine Klage.

Ist es legal, ein Foto von Instagram zu teilen?

Nein, es ist nicht automatisch legal. Instagram erlaubt das Teilen von Inhalten nur für private Zwecke. Wer ein Foto für Werbung, Promotion, Verkauf oder kommerzielle Nutzung verwendet - selbst wenn es öffentlich sichtbar ist - braucht eine schriftliche Lizenz vom Urheber. Das gilt für Influencer, Marken und Prominente gleichermaßen.

Was passiert, wenn man ein Bild ohne Lizenz nutzt?

Man kann verklagt werden. Die Konsequenzen reichen von der Löschung des Inhalts über eine öffentliche Entschuldigung bis hin zu Geldstrafen von Hunderttausenden oder Millionen Dollar. In den USA wurden in den letzten Jahren mehrere Fälle erfolgreich verhandelt - auch gegen große Namen.

Wie kann man als Fotograf seine Bilder schützen?

Fotografen können ihre Werke durch Urheberrechtsregistrierung (z. B. bei der US Copyright Office), digitale Wasserzeichen, Lizenzverträge und Überwachungsdienste wie ImageRights oder PLUS schützen. Es ist ratsam, vor der Veröffentlichung eines Bildes immer schriftliche Nutzungsrechte zu klären - auch wenn der Kunde ein Promi ist.

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