Was ist ein fairer Preis für einen Anfänger-Fotografen?

Wie viel solltest du als Anfänger-Fotograf verlangen? Das ist eine der häufigsten Fragen, die sich Neueinsteiger stellen - und gleichzeitig eine der schwierigsten, weil es keine einfache Antwort gibt. Du hast gerade deine Kamera gekauft, hast ein paar Freunde fotografiert und jetzt steht der erste echte Auftrag an. Ein Paar möchte Hochzeitsfotos, eine kleine Firma braucht Profilbilder, oder ein Freund von dir sucht jemanden für ein Familienporträt. Du willst fair bezahlt werden - aber nicht so viel, dass du niemanden mehr anlockst. Wo liegt die Grenze?

Was kostet eigentlich eine Fotografie?

Vergleich: Was Anfänger-Fotografen in Deutschland 2025 typischerweise verlangen
Auftragstyp Preisbereich (Stundenpreis) Preisbereich (Pauschal)
Familienporträt (1-2 Stunden) 30-50 € 80-150 €
Profilfotos (1 Stunde) 40-60 € 100-200 €
Eventfotografie (3-5 Stunden) 45-70 € 200-400 €
Hochzeitsfotografie (8-10 Stunden) 50-80 € 500-900 €
Produktfotografie (pro Objekt) - 25-80 €

Diese Zahlen gelten für Anfänger, die noch keine große Portfoliogeschichte haben, aber professionell arbeiten. Sie beinhalten die Fotografie selbst, die Bearbeitung der Bilder und die Lieferung der endgültigen Dateien. Sie beinhalten aber nicht Reisekosten, zusätzliche Ausrüstung oder Drucke - das musst du extra aushandeln.

Warum du nicht zu billig arbeiten solltest

Viele Anfänger denken: Je niedriger der Preis, desto mehr Kunden kriege ich. Das klingt logisch - aber es funktioniert nicht. Wenn du 20 Euro für ein Familienporträt verlangst, dann wirkt das, als würdest du deine Arbeit nicht wertschätzen. Und das ist das Problem: Kunden vertrauen nicht jemandem, der sich selbst zu wenig wert ist. Sie denken: „Wenn er so wenig verlangt, ist er vielleicht unerfahren, unzuverlässig oder macht schlechte Arbeit.“

Ein Preis von 50 Euro pro Stunde ist kein Hochpreis - er ist realistisch. Du musst nicht nur die Zeit vor der Kamera bezahlen, sondern auch die Vorbereitung, die Auswahl der Motive, die Nachbearbeitung, die Dateiverwaltung und den Kundenservice. Eine gute Bildbearbeitung dauert 15-30 Minuten pro Foto. Bei 50 Bildern sind das 12,5 bis 25 Stunden Arbeit - und das nur für ein einziges Porträt.

Wenn du 100 Euro für ein Porträt verlangst, dann hast du nach Abzug von Steuern, Softwarekosten und Ausrüstung vielleicht 40 Euro pro Stunde netto verdient. Das ist weniger als der Mindestlohn - aber es ist ein Einstieg. Und es ist ehrlich. Du sagst deinen Kunden: „Ich bin neu, aber ich mache gute Arbeit.“

Was du wirklich bezahlt bekommst

Ein Kunde zahlt nicht für deine Kamera. Er zahlt für deine Augen. Für deine Fähigkeit, den richtigen Moment zu erkennen, die Lichtverhältnisse zu lesen, den Menschen zu beruhigen, der vor der Kamera steif wird, oder das Licht so zu nutzen, dass ein einfaches Wohnzimmer wie ein Studio wirkt. Das kannst du nicht in einem Katalog ablesen - das lernst du durch Erfahrung.

Als Anfänger hast du noch nicht die Erfahrung von Profis - aber du hast etwas anderes: Ehrgeiz, frische Ideen, und die Bereitschaft, dich anzupassen. Ein Kunde, der dich bucht, will nicht unbedingt einen Star. Er will jemanden, der sich wirklich um seine Bilder kümmert. Und das ist dein Vorteil.

Wenn du bei einem Auftrag 150 Euro verlangst, dann gibst du 50 Bilder. Das sind 3 Euro pro Bild. Klingt wenig? Vergleiche das mit einem Fotostudio, das 15 Euro pro Bild verlangt. Du bist 80 Prozent günstiger - aber du lieferst genau das Gleiche: sorgfältig bearbeitete, hochauflösende Bilder in digitaler Form. Du bist nicht billig - du bist fair.

Schreibtisch mit Fotografie-Ausrüstung und handschriftlichen Preisnotizen.

Wie du deine Preise begründest

Ein guter Fotograf kann seine Preise erklären. Du musst nicht verkaufen - du musst informieren. Wenn jemand fragt: „Warum kostet das so viel?“, dann antworte nicht mit: „Weil ich das so will.“

Sag lieber:

  1. „Ich verbringe ungefähr 2 Stunden vor Ort und 4-6 Stunden nach der Aufnahme mit der Bearbeitung.“
  2. „Ich liefer alle Bilder als hochauflösende JPEG-Dateien - ohne Wasserzeichen.“
  3. „Ich passe mich auf Wunsch an deine Wünsche an - ob du lieber natürliche oder klassische Fotos möchtest.“
  4. „Ich arbeite mit einer professionellen Kamera und Lichtausrüstung, die ich selbst gekauft und gewartet habe.“

Du zeigst nicht nur, was du tust - du zeigst, warum es wert ist. Und das macht den Unterschied.

Was du vermeiden solltest

Als Anfänger läufst du in drei typische Fallen:

  • Freunde und Familie kostenlos fotografieren. Das ist verständlich - aber es schadet deinem Business. Wenn du deiner Tante kostenlos Fotos machst, dann glaubt sie, dass Fotografie nichts wert ist. Und sie erzählt das weiter. Gib lieber einen kleinen Pauschalpreis von 30-50 Euro - das ist ein Symbol. Es zeigt, dass du ernsthaft bist.
  • Unbegrenzte Anzahl an Bildern versprechen. Das führt zu endlosen Nachfragen: „Kannst du noch eins machen?“ „Und dieses?“ „Und das hier?“ Setze klare Grenzen: „Ich liefer 40-60 bearbeitete Bilder.“ Mehr ist nicht im Preis enthalten. Das ist fair - für dich und für deinen Kunden.
  • Keine Verträge unterschreiben. Selbst bei einem kleinen Auftrag: Ein kurzer Text mit Datum, Preis, Leistungsumfang und Zahlungsbedingungen schützt dich. Du kannst das mit einer einfachen WhatsApp-Nachricht machen: „Bestätige mir bitte, dass du für 120 Euro die Portraitfotos am 15. März akzeptierst. Ich liefer 50 bearbeitete Bilder innerhalb von 7 Tagen.“ Wenn er antwortet „Ja“, hast du einen Vertrag.
Vergleich: Von geringer Bezahlung zu fairer Entlohnung als Fotograf.

Wie du dich langfristig steigerst

Deine Preise sollen sich nicht ewig auf dem gleichen Niveau bewegen. Jeder Auftrag ist eine Chance, besser zu werden - und deine Preise anzupassen.

Wenn du drei Monate lang 20 Porträts mit 120 Euro gemacht hast und überall positive Rückmeldungen bekommst, dann erhöhst du deinen Preis auf 150 Euro. Wenn du jetzt zwei Monate lang keine neuen Aufträge bekommst, dann nicht verzweifeln. Es ist normal. Die Leute brauchen Zeit, um sich an den neuen Preis zu gewöhnen. Aber du hast jetzt ein besseres Portfolio. Und du hast gelernt, wie du deine Arbeit wertschätzt.

Ein Jahr später, wenn du 50 Aufträge absolviert hast, hast du ein Profil, das du online zeigen kannst. Dann kannst du auf 200-250 Euro pro Porträt gehen. Und dann wirst du merken: Die Kunden, die dich jetzt buchen, sind nicht mehr die, die nach dem billigsten suchen. Sie suchen jemanden, der gut ist - und sie zahlen dafür.

Was du als Anfänger wirklich brauchst

Du brauchst keine teure Kamera. Du brauchst keine Website. Du brauchst keine Werbung. Du brauchst:

  • Eine klare Preisstruktur - und die Mut, sie zu verteidigen.
  • Eine kleine, aber sorgfältig zusammengestellte Sammlung von 10-15 besten Bildern.
  • Eine einfache Art, deine Bilder zu liefern - per WeTransfer, Dropbox oder Google Drive.
  • Eine klare Kommunikation - mit Respekt, aber ohne Entschuldigung.

Dein Ziel ist nicht, der billigste Fotograf zu sein. Dein Ziel ist, der verlässlichste zu sein. Und das ist etwas, das kein Profi dir wegnehmen kann.

Wie viel sollte ein Anfänger-Fotograf für ein Hochzeitsfoto verlangen?

Als Anfänger kannst du zwischen 500 und 900 Euro verlangen, je nach Dauer des Tages und Anzahl der Bilder. Ein typischer Auftrag dauert 8-10 Stunden und umfasst 80-120 bearbeitete Fotos. Du solltest nicht unter 400 Euro gehen - sonst deckst du deine Zeit, Ausrüstung und Nachbearbeitung nicht. Ein Preis von 700 Euro ist realistisch und fair, wenn du professionell arbeitest und eine klare Vereinbarung hast.

Sollte ich als Anfänger überhaupt für Fotos Geld verlangen?

Ja, du solltest. Selbst wenn du noch nicht perfekt bist. Jeder Auftrag ist eine Lernchance - und wenn du nichts verlangst, dann wird deine Arbeit nicht als professionell wahrgenommen. Ein kleiner Preis von 30-80 Euro für ein Porträt zeigt, dass du dich ernst nimmst. Und das zieht ernsthafte Kunden an. Kostenlose Fotos führen oft zu unerfüllten Erwartungen und keinem Respekt für deine Zeit.

Was ist mit Reisekosten? Muss ich die extra berechnen?

Ja, Reisekosten solltest du extra aushandeln, besonders wenn du mehr als 30 Kilometer anreisen musst. Ein einfacher Ansatz: 0,30 Euro pro Kilometer (für Benzin und Fahrzeugverschleiß) oder eine Pauschale von 20-40 Euro für längere Strecken. Das ist fair - und du musst es vorher sagen. Sonst entsteht Verärgerung, wenn der Kunde nachher denkt, alles sei im Preis enthalten.

Wie viele Bilder sollte ich pro Auftrag liefern?

Als Anfänger lieferst du 40-60 bearbeitete Bilder pro Auftrag - das ist ein üblicher Standard. Bei Hochzeiten sind 80-120 angemessen. Du solltest nicht mehr versprechen, sonst verlierst du die Kontrolle über deine Zeit. Die meisten Kunden brauchen nicht 200 Bilder. Sie brauchen 50 gute. Und das ist es, was du liefern sollst: Qualität statt Quantität.

Wie lange dauert die Bildbearbeitung?

Pro Bild brauchst du zwischen 15 und 30 Minuten, je nach Komplexität. Ein Porträt mit leichter Retusche dauert 15 Minuten, ein Bild mit Hintergrundwechsel oder Lichtkorrekturen bis zu 45 Minuten. Bei 50 Bildern sind das 12,5 bis 25 Stunden Arbeit - das ist mehr als die eigentliche Fotosession. Das ist der Hauptgrund, warum du nicht für 10 Euro pro Stunde arbeiten kannst.

Kann ich als Anfänger auch mit einer Spiegelreflexkamera arbeiten?

Ja, absolut. Viele Profis arbeiten mit Kameras, die 10 Jahre alt sind. Wichtig ist nicht die Marke oder das Modell, sondern, wie du mit Licht, Komposition und Belichtung umgehst. Eine Canon EOS 700D oder eine Nikon D3400 aus dem Jahr 2016 ist völlig ausreichend, um professionelle Ergebnisse zu liefern - solange du die Grundlagen beherrschst. Investiere in ein gutes Objektiv, nicht in eine neue Kamera.

Der nächste Schritt

Dein erster Auftrag ist nicht der letzte. Er ist der Anfang. Und er ist wichtiger, als du denkst. Denn er zeigt dir: Du kannst das. Du hast die Fähigkeit, Bilder zu machen, die Menschen lieben. Du musst nicht perfekt sein. Du musst nur ehrlich sein - mit dir selbst und mit deinen Kunden.

Setze einen Preis. Schreib eine klare Vereinbarung. Liefer gute Bilder. Und lass dich nicht von denen beeinflussen, die sagen: „Das ist doch nur ein Hobby.“ Du machst kein Hobby - du baust etwas auf. Und das verdient Respekt. Und einen fairen Preis.

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